Weiter so: EU rechnet auch nach der Wahl mit Merkel

Bernd Riegert, Deutsche Welle, 22.09.2017

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Europa ohne "Mutti"? Für viele in Brüssel ist das kaum vorstellbar, selbst für die, die sich es wünschen. Nach der Wahl in Deutschland sollen Reformen angepackt werden. Bernd Riegert aus Brüssel. [...]

"Merkel ist ersetzbar, Deutschland ist wichtig"

Nach der Bundestagswahl werden Deutschland und Frankreich die Grundsätze der EU-Politik weiter bestimmen - ob mit oder ohne Merkel, das sei gar nicht so entscheidend, meint der EU-Experte Janis Emmanoulidis. Er leitet in Brüssel die Denkfabrik "European Policy Centre": "Man wird weitergehen in einer gemäßigten Weise. Man muss Kompromisse schließen, aber es gibt die Möglichkeit, Kompromisse zu schließen, die weitere Reformen beinhalten, ohne gleich den ganz großen Wurf anzugehen. Dazu besteht die Bereitschaft noch nicht." Die "Königin von Europa", wie Angela Merkel in manchen europäischen Medien genannt wird, sei durchaus ersetzbar, meint Emmanoulidis. Auch ein international erfahrener Politiker wie Martin Schulz könne in Brüssel deutsche Interessen vertreten. Merkel habe natürlich den Vorteil, dass sie nach 12 Jahren jedes Detail der Probleme und jeden Politiker am Tisch genau kenne. "Von daher gibt es einen Amtsbonus für die Amtsinhaberin, aber das bedeutet nicht, dass ein möglicher anderer Kanzler diese Rolle nicht auch wahrnehmen und entsprechend auf internationalem Parkett agieren könnte." [...]

Spannend ist nur die Koalitionsfrage

In Brüssel gehen die allermeisten Akteure davon aus, dass Angela Merkel Kanzlerin des größten Mitgliedslandes bleibt. Nur mit wem sie regieren wird, ist auch Experten nicht klar. Wieder mit der SPD? Oder mit Grünen und Liberalen? Oder nur mit einer von beiden Parteien? "Es würde dann interessant zu sehen, wie die Kanzlerin in diesem neuen politischen Umfeld agieren würde. Es wäre anders als das, was wir in  den letzten Jahren gesehen haben", meint EU-Experte Janis Emmanoulidis im DW-Gespräch. "Es kommt also sehr darauf an, welche Koalition in Berlin regieren wird. Auch von außen blickt man da sehr gespannt drauf."

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